Vorwort
NEU - Erika electronic S3004 russische Ausführung ! Siehe unter Vergleichsübersicht
Die "Elektronische Kleinschreibmaschine erika electronic S3004" (nachfolgend „erika 3004" ff. genannt) sollte ursprünglich "Elektronische Heimschreibmaschine Erika privat" heißen (vgl. das Prospekt als PDF von 1986) und ist in rundlicher Form das Ursprungsmodell der 3000er-Serie. Da noch kein Fertigungsmuster vorhanden war, wurde für die Prospektfotos (Vorstellung auf der Leipziger Herbstmesse 1986) das aus Holz bestehende Designmodell in Szene gesetzt - eben mit der auf dem Prospekt ersichtlichen Folie. Diese Schreibmaschine erhielt im Rahmen des Wettbewerbs "Gutes Design" auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1987 eine "Anerkennung für gutes Design", was jedoch nicht unbedeutend war (die Urkunde als PDF hier). Im Rahmen der Ausstellung "Design in der DDR" wurde diese Schreibmaschine 1988 im Designzentrum Stuttgart (BRD) gezeigt. Die Katalogseiten dieser Ausstellung kann man hier als PDF in Augenschein nehmen. Im Spätherbst 1986 begann allerdings schon die Produktion der "erika 3004" in rundlicher Form, nachdem die Vorarbeiten bereits im Juni 1985 begonnen hatten. Für das Design der rundlichen Form der "erika 3004" ist der Designer Manfred Trommer verantwortlich (dessen Vita hier als PDF nachzulesen ist), welcher dem Designer-Kollektiv des Kombinates Robotron angehörte. Zu jener Zeit waren in fast allen Robotron-Betrieben Designer fest angestellt und kamen zu Beratungen regelmäßig zusammen. Das Design der "eckigen" Haubenvariante (siehe unter Designvarianten) war eine Zulieferung eines westlichen Handelspartners und zwar so, das Design und Spritzgruß-Werkzeug aus der Bundesrepublik geliefert, möglicherweise das Werkzeug hierzu auch nur bezahlt wurden. Vom Robotron-Designerkollektiv wurde das "eckige Design" aber immer abgelehnt und dementsprechend nicht publiziert. Diese Designvariante, die auf der Bodenwanne des Originaldesign (Ursprungsvariante) aufsetzt, sollte auch nur für den Export produziert werden. Dies betrifft zumindest die heute bekannten Modelle „erika 3004", „erika 3005" und „erika 3015". Robotron-Optima selbst war (so die Information an die Mitarbeiter) nicht in der Lage, die Konstruktion und Herstellung eines zweiten Haubenwerkzeuges zu finanzieren. Bei den Modellen „erika 3006" und „erika 3016" war das runde Design, aufgrund der vorhandenen Textanzeige nicht haltbar.
Der Designer Manfred Trommer hierzu: "Leider wurde (aus späterer Sicht) bei der Aufgabenstellung (Pflichtenheft) der Fehler gemacht, eine Textanzeige von vorn herein auszuschließen, was dazu führte, dass diese Designvariante keine gute Lösung für ein Modell mit Textanzeige ermöglichte. Es gab zwar einen Versuch, trotzdem eine Textanzeige zu integrieren (damals als erika S 3005 bezeichnet - sogar schon mit Prospekt hier als PDF von 1988), doch diese Version wurde durch die Zulieferung des 2. Designs [Anm. d. R.: gemeint ist das "eckige Design"] verworfen. Sie war auch sehr nachteilig, da die Anzeige nur im Deckel über der Farbbandkassette angeordnet werden konnte. Das behinderte natürlich den Wechsel einer Farbbandkassette. Eine Anordnung der Textanzeige wie wie im 2. Design [Anm. d. R.: gemeint ist das "eckige Design"] hätte ein neues Haubenwerkzeug bedeutet, das war aber [Anm. d. R.: aus Kostengründen] nicht möglich.... Es gab ... in der Entwicklungsphase noch einen zweiten Designentwurf von der Designerin Silvia Mantowski. Soweit ich mich erinnere, war dieser Entwurf sehr auf die damals übliche "Kantigkeit" orientiert. Im Vergleich mit dem späteren 2. Design [Anm. d. R.: gemeint ist das "eckige Design"] sogar noch kantiger, etwa vergleichbar mit den Büroschreibmaschinen der Reihe S 6110..30 oder der Dresdener S 6009. Dieses Design kam aber bei den Einkäufern von Quelle und Co. nicht an, so wurde mein Design für die Konstruktion und künftige Fertigung ausgewählt."
Nach den Ausführungen des Designers Manfred Trommer muss in der ursprünglichen Planung die Hochzählung der Schreibmaschinenmodelle anders gewesen sein: als Grundmodell die "erika S 3004" und als Modell mit Textanzeige die "erika s 3005" (hier ein Prospekt aus dem Jahr 1988 als PDF).
Die heute bekannten Nachfolgemodelle „erika 3005" und „erika 3015" wurden ab Juni 1988, sowie die „erika 3006" und „erika 3016" ab September 1988 beim VEB Kombinat Robotron, Optima Büromaschinenwerke Erfurt produziert, ohne dass die Herstellung der Grundversion „erika 3004" eingestellt wurde, d. h. sie wurde bis zum Schluss weiter produziert. Die Modelle gingen entweder unter der DDR-typischen Bezeichnung „erika“ nach Jugoslawien (SFRJ), ČSSR, Polen, Sowjetunion (UdSSR), Ungarn, Bulgarien, Rumänien (sogenannte RGW-Länder), aber auch nach Chile, die Schweiz, Frankreich, Niederlande, Belgien, Spanien, Dänemark, Finnland, Portugal, Italien, bis nach Kuwait und Saudi Arabien (usw.) in den Export oder wurden unter anderen verschiedenen Markennamen (z.B. Privileg, Präsident, Sigma, Elite, Multinet, Hercules, Daro, Eltron usw.) in die Bundesrepublik Deutschland vertrieben (siehe: Vergleichsübersicht).
Zitat des Dipl.-Ing. (FH) Eberhard Lippmann, welcher 44 Jahre dort arbeitete: Quelle: Entwicklung und Produktion von Erzeugnissen der Schreibtechnik im Kombinat Robotron, Fassung 2008, Junge/Lippmann; © foerderverein-tsd.de "Bedürfnissen von Großabnehmern folgend wurden auch Großaufträge von Firmen oder Kaufhäusern mit deren eigener Bezeichnung (ohne „Erika“) ausgeführt. Als Generalvertreter für die BRD trat die Fa. Grubert GmbH auf, die Aufträge der Fa. Hertie, Neckermann und Karstadt (Erzeugnisname dann „Präsident“), Kaufhof AG ("Elite"), Quelle („Privileg“), Metro-Gruppe ("Sigma") sowie andere vermittelte. Die Schreibmaschinen ... hatten durch ihre Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis weltweit einen sehr guten Ruf und stellten teilweise Weltniveau dar. Besonders in die BRD wurden sehr große Stückzahlen an alle Warenhäuser, Versandhäuser u. Großhändler geliefert. Vorteilhaft für die Preiskalkulation waren Zollfreiheit und die Gewährung einer 11-prozentigen Vorsteuer für die Anhebung des innerdeutschen Handels. Einen Verkaufsschub gab es durch die Stiftung Warentest "Gut" für Erika 3004 7/89. Über den Kanal der Fa. Grubert bekamen die Schreibtechnik-Betriebe auch Wettbewerberprodukte, sodass trotz der Devisenknappheit auch immer der Kontakt zum Markt gehalten werden konnte. Dieser Kanal war aber auch für die Anbahnung der Geschäfte mit den Kaufhausketten zuständig."
Die Produktion der Erika 3000er-Serie lief bis 1992.
Die erika S 3010, das Design stammt von Antje Erkmann aus dem heutigen Chemnitz, wurde nicht im Robotron Büromaschinenwerk Erfurt (OBE) sondern im Robotron Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt (BWK) ab April 1990 ein Jahr lang produziert. Die erika S 3010 hat technisch und gestalterisch nichts mit der Erfurter Baureihe zu tun und gehört daher auch nicht in die von mir betrachtete Baureihe S 3000, auch wenn die Typenbezeichnung das nahelegt.
Die Grundversion „erika 3004" hat keine MODE-Funktionen (sprich: -Taste). Die „erika 3015" ist eine im Funktionsumfang kastrierte Version der „erika 3005". Ebenso verhält es sich mit der „erika 3016", welche zur „erika 3006" im Funktionsumfang gleichfalls reduziert ist. Innerhalb der DDR wurden nur die Modelle „erika 3004", „erika 3005" und „erika 3006" vertrieben, nach der „Wende“ bis August 1990 auch die Modelle „erika 3015" und „erika 3016" (Abverkauf der Restbestände), nach Gründung der „Robotron Optima GmbH Erfurt" im Juli 1990, allerdings unter dem Namen: „Optima 3004“, „Optima 3005“, „Optima 3006“, „Optima 3015“ und „Optima 3016“. Die „erika 3015" und „erika 3016" sind reine Exportversionen, während die „erika 3004", „erika 3005" und „erika 3006", neben dem Absatz in der DDR, ohnehin auch im Ausland verkauft wurden. Allein 1989 wurden von der 3000er-Serie 130.000 Schreibmaschinen produziert.
Die besonders einfache Handhabung zeichnen all diese Modelle aus. Die nutzerfreundlich gestaltete Bedienungsanleitung erleichtert die Anwendung aller Funktionen, wie verschiedene Schriftarten, zwei Schriftteilungen, einfache Korrekturmöglichkeiten, Relocate-Funktion über die ganze Seite, Tabulator-Gitter, Expressrücktaste, Halbschritt-Rücktaste, Interface-Anschluss (vorbereitet). Das technische Konzept der Schreibmaschine gewährleistet eine durchschnittliche Schreibleistung von 5 x 106 Zeichen pro Jahr bei einer durchschnittlichen Einschaltdauer von 4 Stunden pro Tag.
Anhand der Seriennummern, die im Metallrahmen im inneren linken Teil der Schreibmaschine als 6-stellige fortlaufende Nummer eingestanzt sind (siehe: Maschinenübersicht), lassen sich weder Modelltyp noch das mögliche Baujahr ermitteln, da der mechanische Unterbau einschließlich der ABS-Bodenwanne, bei allen Erika-Modellen gleich sind. Es wurde bei den unterschiedlichen Modellen lediglich die passende Elektronik und der Designaufsatz (Haube), bestehend aus einer ABS-Oberschale, welches ein „rundes" oder „eckiges" Design hatte (siehe: Designvarianten), ein- bzw. aufgesetzt. So konnten die Bodengehäuse „auf Halde" produziert werden. Es ist also durchaus möglich, dass eine „erika 3006", welche erst ab 1988 produziert wurde, eine niedrigere Seriennummer haben kann, als eine „erika 3004", die bereits seit 1987 auf dem Markt war. Dies änderte sich im September 1990, nachdem der Vorrat an Chassis aufgebraucht war und ohnehin eine Umstellung der Steuerelektronik einschließlich der Antriebsschrittmotoren und des Trafos anstand. Von diesem Zeitpunkt an, sind die Seriennummern zwar fortlaufend, es ist aber immer noch keine Typbestimmung möglich.
Die Beschaffung des Verkleidungswerkstoffes ABS für die Chassis war übrigens ein großes Problem, generell für DDR-Betriebe, da gutes ABS stets importiert werden musste. Auch für die Erika-Modelle wurden Versuche vorgenommen, statt ABS den besser verfügbaren Werkstoff Polystyrol einzusetzen. Hier hielt sich die Schlagfestigkeit jedoch in Grenzen, wodurch wiederum die Falltests (für den Versand) negativ verliefen.
Ab 1989 sollen zudem Schreibmaschinen der 3000er-erika-Modellreihe auf Kundenwunsch mit Blindenhilfseinrichtungen in Form von Tastatur mit Braille-Zeichen und zusätzlichen akustischen und taktilen Hilfseinrichtungen ausgestattet worden sein. Leider liegt mir hierzu keinerlei Informationsmaterial vor.
Herzstück der Erika-Modellreihe war ein Einchipmikrorechner UB8840 bzw. Z 86 (Z 86 - lt. Angabe des Dipl.-Ing. (FH) Eberhard Lippmann).
Bild: ©
robotrontechnik.de
Mit einem Gewicht
von nur 7 kg gehörte die Erika-Modellreihe 30xx zu den
leichtesten Computerschreibmaschinen der DDR.
Hier eine Übersicht meiner Maschinen:
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Ich bin für jede Information dankbar. Möchten Sie eines der hier dargestellten oder möglicherweise fehlenden Modelle, Zubehör oder mir Auszüge aus Katalogen von Versandhäusern aus den Jahren 1988 bis 1992 mir anbieten, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Die Emailadresse finden Sie im Impressum.
Für die Unterstützung von Robotron Bildungs- und Beratungszenztrum GmbH Leipzig, robotrontechnik.de, robotron-net.de, ddr-rechentechnik.de, dem Designer Manfred Trommer aus Erfurt, der auch die Eingangsseite für diese Webseite gestaltet hat, mpm-kc85.de und all die anderen, die an der Webseite mitgewirkt haben, möchte ich auf diese Weise danken. Das Foto auf der Eingangsseite stammt vom Fotodesigner Detelf Marschall aus Weimar, das Titelfoto (Headline) von Burkhard Henkel aus Leipzig.
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Unser Beitrag als Requisite in der RTL Show "Das große Ost-West-Duell" vom 02.10.2009 war eine Exportversion der "Erika electronic 3004", die von Quelle in der Bundesrepublik Deutschland vertriebene "Privileg electronic 1200". Den Sendungsmitschnitt kann man hier downloaden als: AVI (70 MB) oder MOV-Datei (40 MB) |